Pharmakos by Andreas Laudan

Pharmakos by Andreas Laudan

Autor:Andreas Laudan [Laudan, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-21T16:00:00+00:00


»Hey, Atze! Komm schnell!«

Leere – Dunkelheit – eine halbe Drehung – spritzendes Wasser – eine Berührung unter den Schultern, die er kaum spürte.

»Hilf mir mal! Mach hin, Alter!«

»Nimm du die Beine… und zuuuuugleich!«

Jetzt ein Gefühl, aber nur ein diffuses: Als ob er plötzlich durch Zauberhand aus dem Wasser gehoben würde. Es wurde ihm keineswegs sofort bewusst, denn die schneidende Kälte auf seiner Haut blieb, obwohl sie nun nicht mehr flüssig und schwer war, sondern sich wie pfeifender Wind anfühlte. Dann aber gab es einen harten Stoß, und er spürte, dass er mit dem Rücken auf festem Untergrund lag. Da waren mehrere Hände, die ihn berührten, und auch Stimmen – oder war es nur das Murmeln des Flusses?

»‘ne Decke, schnell, Mann! – Und den Whiskey!«

»Er atmet nicht…«

»Und wie der atmet, guck doch!«

Volker fühlte, wie sein Oberkörper aufgerichtet wurde. Plötzlich war sein Bewusstsein wieder da und sprengte den eisernen Ring, der sich um seine Brust gelegt hatte. Krampfhaft atmete er ein, hustete und spuckte Wasser.

»Der hat noch mal Dusel gehabt.«

Volkers Augen öffneten sich. Er begriff nicht gleich, was er sah, denn nichts schien sich verändert zu haben: Alles war dunkel, bis auf einen winzigen, fahlen Lichtfleck in der Ferne. Dann aber schälten sich Konturen aus der Finsternis. Die untere Hälfte seines Blickfelds zeigte ihm die innere Bordwand eines kleinen Schiffs, ein waagerechter Strich am Horizont war die Wasseroberfläche, und die grauschwarze Glocke darüber der Himmel.

»Boah, voll blau die Haut«, sagte eine Stimme dicht an seinem Ohr; gleichzeitig fühlte er stoßweise Bewegungen im Nacken, die seinen Oberkörper wehrlos auf- und abwippen ließen.

»Keine Sorge, er reibt dich nur mit Alk ein«, sagte eine zweite Stimme, jetzt unzweifelhaft an Volker gewandt. »Guter Kentucky Bourbon, Kollege! Dafür bist du uns was schuldig!«

Ein Gesicht erschien in seinem Blickfeld: Das Gesicht eines jungen Mannes von vielleicht zwanzig Jahren mit hellen Augen und schulterlangem Haar. »Alles klar, Mann?«

Volker antwortete nicht, sondern starrte auf den fahlen Lichtpunkt in der Ferne, der nun kleiner wurde und endlich verlosch. Der Hubschrauber, begriff er, und der Gedanke formte sich mühsam in seinem benebelten Gehirn. Er ist weitergeflogen… hat mich nicht gesehen.

»Haben die dich gesucht?«, fragte der Junge und nickte zum Horizont hinüber.

Volker versuchte, den Kopf nach rechts zu drehen und in das Gesicht des Sprechers zu schauen.

»Warme Decke«, flüsterte er mühsam. »Bitte.«

Er bekam sie, und vorläufig stellte ihm niemand weitere Fragen.



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